März 2018 – Die agile Organisation – Erfahrungen aus der Praxis (Tagesworkshop)

Die Agile Organisation scheint immer wichtiger für die Überlebensfähigkeit eines Unternehmens zu werden. Wir zeigen euch, warum dies so ist, und welche Möglichkeiten es gibt, damit umzugehen. Vier ganz unterschiedliche Unternehmer geben euch einen Einblick, wieso sie grundlegende Veränderung angestossen haben.

Inhaltsverzeichnis

Schneller reagieren, schneller entscheiden, schneller neue Ideen umsetzen. Für hierarchisch organisierte Unternehmen wird es zunehmend schwer, mit der Komplexität und der Geschwindigkeit des Wandels der Märkte umzugehen. Digitalisierung und Marktdruck durch Globalisierung erhöhen die Dynamik der Märkte, was zu immer mehr Überraschungen führt. Folgen dieser rasanten Entwicklungen sind Unsicherheit, kurze Lebenszyklen von Produkten, ständiger Preiszerfall, wenig loyale Kunden, wählerische Arbeitnehmer oder hohe finanzielle Erwartungen.

Dazu erleben immer mehr Menschen – gerade in Führungspositionen – persönliche Krisen, die nicht selten durch Überlastung, immer stärker steigenden Druck und oft auch durch ein Gefühl der Kontroll- und Sinnlosigkeit entstehen.

Zeit für einen Paradigmenwechsel

«Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.» Albert Einstein

Als Antwort auf die immer steigenden Anforderungen schwebt der Begriff «Agilität» immer häufiger durch die Medien. So sollen Probleme der aktuellen Zeit gelöst werden. Unternehmen versprechen sich dadurch eine verbesserte Anpassungsfähigkeit, geringere persönliche Belastung, eine gesteigerte Eigenverantwortung, zufriedenere Mitarbeitende oder eine höhere Arbeitgeberattraktivität.
 

Übersicht

Thema: Tagesworkshop rund um die Agile Organisation inkl. Erfahrungsbericht von 4 Unternehmern
Ort & Zeit: 9. März 2018, 08:00 bis 18:00, Hochschule Luzern (Zentralstrasse 9, Luzern)
Kosten: CHF 590.- (inkl. Mwst. und Verpflegung)
Partner: Wir veranstalten diesen Workshop gemeinsam mit dem Alumni-Verein „Executive MBA Luzern (AML)“ der Hochschule Luzern (HSLU)

Programm

Vormittag
Wir ergründen zunächst mit euch, warum das Thema Agilität immer wichtiger wird und was Agilität ist bzw. nicht ist. Anschliessend widmen wir uns euren persönlichen Herausforderungen, die euch im alltäglichen Berufsalltag begegnen und haben dabei die Möglichkeit, uns gegenseitig darüber auszutauschen.
Zum Abschluss des Vormittags berichtet Hermann Arnold, ein Pionier der neuen Arbeitswelt, von seinen Erfahrungen.

Nachmittag
Zunächst bringen wir euch die Ideen des kollegial geführten Unternehmens (Bernd Oesterreich, Claudia Schröder) näher, welches Möglichkeiten für eine Transformation zur agilen Organisation bietet.
Anschliessend habt ihr die Möglichkeit, von drei Unternehmern (Alexis Caceda, Detlef Lohmann, Martin Schenk, Details siehe unten)zu erfahren, welche Schlüsselerlebnisse sie zu einer Veränderung bewogen haben. Wie diese konkret aussahen und was sich dadurch verändert hat, werden sie uns persönlich berichten. Wir teilen uns hierzu in drei Gruppen auf und verbringen jeweils 45 Minuten mit einem der Unternehmer. So könnt ihr eigene Fragen einbringen und Themen, die euch interessieren, weiter vertiefen.

Am Ende tragen wir unsere Erkenntnisse aus den Gesprächen mit den Unternehmern zusammen, so dass ihr den Workshop inspiriert abschliessen könnt.

Die Unternehmer kurz vorgestellt

Hermann Arnold

Hermann Arnold versteht sich als Erforscher und Ermutiger neuer Formen der Zusammenarbeit und der Unternehmensführung. Er studierte Strategie und Organisation an der Universität St. Gallen und war Mitgründer und langjähriger Geschäftsführer von Haufe-Umantis. Statt zu lernen, was es für einen ‚professionellen‘ CEO braucht, fand er: Dies soll jemand machen, der es eh besser kann. Also schlug er den Mitarbeitenden einen internen Kandidaten vor und wurde 2013 als CEO abgewählt.

Haufe-Umantis steht für progressives Personalmanagement und stellt den Menschen ins Zentrum des unternehmerischen Denkens und Handelns. Der HR-Dienstleister vertritt Vorgesetztenwahlen, plädiert für Unternehmensdemokratie und unterstützt Führungsexperimente. Haufe wurde 2001 gegründet und zählt heute 250 Mitarbeitende. Haufe-Umantis hat sich selber neu definiert und seine Prozesse grundsätzlich den Anforderungen an ein zukunftsweisendes Management angepasst. Ziel war es, das Wachstum nachhaltig zu gewährleisten. Die grösste Veränderung bestand im Shift vom Projekt- zum Produktgeschäft. Für Hermann liegt sein persönliches Schlüsselerlebnis in der Erkenntnis, dass Mitarbeiter vielmehr wollen und können als man selbst meint. Davon wird er uns in einem Vortrag berichten.

Martin Schenk

Martin Schenk ist Vorsitzender der Geschäftsleitung. Als diplomierter Lebensmittelchemiker, Betriebswirt, EMBA Absolvent (HSLU) und Leadership-Experte führt er seit bald 13 Jahren die Firma Halag nach soziokratischen Prinzipien. Halag ist Schweizer Marktführer bei hochwertigen Reinigungs- und Desinfektionsprodukte für die verschiedenen Branchen der Ernährungswirtschaft.

Halag ist ein Chemie-Unternehmen mit einem starken Fokus auf Nachhaltigkeit durch Serviceleistungen für die Betriebshygiene. Das Unternehmen setzt dabei auf eine Balance zwischen standardisierten Dienstleistungen und individuellen Kundenlösungen. Dies wird vor allem durch den hohen Kooperationsgrad ermöglicht, mit dem die rund 60 Mitarbeitenden zusammenarbeiten. Martin interessiert sich dafür, wie eine zukunftsfähige Organisation aufgebaut werden muss, dass alle Mitglieder partnerschaftlich bei der Entscheidungsfindung mitwirken und gleichzeitig Innovation ermöglicht. Zudem ist er davon überzeugt, dass Macht so gesteuert werden muss, dass die Sichtweisen und Ressourcen aller Beteiligten berücksichtigt werden. Martin berichtet uns, welche Schlüsselerlebnisse ihn zu diesen Überzeugungen gebracht haben.

Detlef Lohmann

Detlef Lohmann geht mittags heim. Oder er legt los. Er ist nicht nur geschäftsführender Gesellschafter von Allsafe, einem Spezialisten für Ladungssicherungssysteme. Mit seinen Bestsellern «…und mittags geh ich heim. Die völlig andere Art, ein Unternehmen zum Erfolg zu führen» oder «…und heute leg ich los. Die völlig andere Art, im Job zu leben» gehört er zu den weitsichtigsten Business-Autoren Deutschlands.

Er hat am eigenen Leib erfahren, wie gute Ideen und motivierte Mitarbeitende in den Mühlen der Hierarchien zerrieben werden können. 1999 fängt er bei Allsafe Jungfalk an. Er nutzt seine Führungsposition und setzt auf Eigenverantwortung, flexible Ziele und ein alternatives Gehaltsmodell. Das lokale KMU verwandelt sich in einen internationalen Industriebetrieb. Die Lieferzeit sinkt von zehn auf drei Tage, einige Monate später auf 24 Stunden. Der Umsatz steigerte sich von 10 auf 70 Millionen Euro und der Gewinn von 0,5 auf 11 Millionen Euro. Und Allsafe wird vier Mal mit dem Top-Job-Award ausgezeichnet. 2017 der nächste Schritt: Der erste Standort ist zu gross geworden – ein neuer muss her. Für Detlef war klar: Dieser muss eigenständig sein. Und so erfolgte die Zellteilung vom ersten Standort, um Kultur und Expertise weiterführen zu können. Detlef berichtet uns, welche Erkenntnisse er auf seinem Weg gewonnen hat.

Alexis Caceda

Alexis Caceda gründete Netstream nicht in der Garage wie andere Internet-Pioniere, sondern auf dem Dachboden seiner Eltern. Die Lehrabschlussprüfung liess er sausen – keine Zeit. Heute zählt Netstream über 90 Mitarbeitende. Im Telekom-Rating der «Bilanz» belegte Netstream 2017 den ersten Platz in der Festnetztelefonie noch vor Sunrise, UPC oder Swisscom.

Doch darf man nicht vergessen, dass die Gründung von Netstream zwanzig Jahre zurückliegt. Auch hier gilt: Ohne Fleiss kein Preis. Zum Erfolg gehört allerdings auch eine gehörige Portion Grips, Kreativität und Herzblut. Die Lösungen von Netstream waren bisher um den entscheidenden Zacken besser als die der Konkurrenz. Und als Netstream Trikotsponsor des FCZ wurde und den Club drei Jahre lang medienwirksam unterstützte, ging das Unternehmen durch die Decke. Diese Dynamik forderte die drei Gründer nun auf einer ganz anderen Ebene, die des Managements und der Führung. Eines sei jetzt schon verraten: Alexis erkannte, dass er in seiner Funktion als CEO selbst die grösste Schwachstelle im Unternehmen war. Und das war der Anfang einer tiefgreifenden Veränderung, von der er uns berichtet.